Recherche & Vorbereitung
Bevor du dir den Gebrauchtwagen überhaupt ansiehst:
- Preis-Check: Ist der Preis realistisch? Vergleiche ähnliche Autos auf Online-Portalen.
- Seriöser Anbieter? Achte auf vollständige Kontaktdaten, Transparenz und keine vagen Angaben.
- Fahrzeughistorie: Wurde das Fahrzeug regelmäßig gewartet? Gibt es TÜV-Berichte, Serviceheft oder eine HU-Bescheinigung?
Tipp: Der Autokauf über einen Händler bietet dir 12 Monate Gewährleistung. Bei Privatpersonen kann diese ausgeschlossen werden.
Checkliste für die Besichtigung vor Ort
- Stimmt alles auf dem Papier?
- Der Verkaufende ist auch Halter bzw. Halterin des Fahrzeugs.
- Die Fahrgestellnummer stimmt mit der Zulassungsbescheinigung überein.
- Scheckheft ist vorhanden und enthält regelmäßige Einträge. Ein gutes Zeichen!
- TÜV und AU sind noch gültig. Hast du dir den Prüfbericht zeigen lassen?
- Rechnungen und Wartungsnachweise? Je mehr, desto besser.
- Bedienungsanleitung vorhanden? Kann später Gold wert sein.
- Der Blick von außen
- Der Lack sieht gut aus. Keine auffälligen Kratzer. Keine Farbunterschiede.
- Rost? Geh in die Hocke – checke Unterboden, Radläufe, Türen und den Auspuff.
- Türen, Motorhaube und Schlösser schließen sauber. Kein Klemmen, kein Wackeln.
- Scheiben frei von Steinschlägen oder Kratzern? Vor allem die Frontscheibe ist teuer.
- Reifen passen zur Eintragung in den Papieren und sehen ordentlich aus.
- Profiltiefe im Sommer: mind. 1,6 mm
- Profiltiefe im Winter: besser 4 mm.
- Ersatzrad an Bord.
Ein erster Funktionscheck: Starte das Auto und teste Standlicht, Abblendlicht, Fernlicht, Blinker und Bremslicht. Passt alles?
- Innenraum
- Keine Flecken oder Risse in den Polstern.
- Keine Feuchtigkeit. Schau auch unter die Fußmatten und in den Kofferraum.
- Gurte in Schuss. Müssen leichtgängig sein und dürfen nicht ausgefranst sein.
- Fenster, Schiebedach und elektrische Spielereien: laufen die rund?
- Teste alle Schalter: Lüftung, Hupe, Wischer, Anlage.
Wichtig: Wirf einen Blick auf die Pedale. Wenn sie stark abgenutzt wirken, der Kilometerstand aber niedrig ist, frag nach. Denn Tachos können manipuliert werden. Wenn dir der Kilometerstand seltsam vorkommt, der generelle Zustand des Gebrauchten jedoch gut ist, du also echtes Interesse hast, dann lass das Fahrzeug in einer Fachwerkstatt überprüfen.
- Haube auf
- Keine Ölspuren oder Ölverlust beim Motor.
- Bremsflüssigkeit und Kühlwasser im grünen Bereich.
- Ölstand ist ok. Wurde der letzte Wechsel dokumentiert?
- Kein weißer Schaum oder Film am Öl Deckel. Sonst ist Zylinderkopfdichtung defekt.
- Frage unbedingt, ob bzw. wann der Zahnriemen zuletzt erneuert wurde.
- Schläuche und Leitungen trocken und ohne Knicke.
- Batterie sauber. Keine Oxidation an den Polen.
Tipps zum Flüssigkeitscheck:
- Bremsflüssigkeit: Behälter im Motorraum suchen (meist Richtung Fahrerseite). Flüssigkeit muss zwischen „MIN“ und „MAX“ stehen und hell aussehen. Ist sie zu niedrig oder dunkel: Finger weg – Werkstatt fragen.
- Kühlwasser: Behälter ist meist durchsichtig mit farbiger Flüssigkeit. Nur bei kaltem Motor checken! Füllstand muss zwischen „MIN“ und „MAX“ liegen. Sonst nachhaken – nicht öffnen bei warmem Motor!
Immer eine Probefahrt machen
Ohne Probefahrt kein Gebrauchtwagenkauf. Achte dabei auf:
- Startverhalten: Springt der Wagen sauber an?
- Kupplung, Schaltung, Bremsen: Alles leichtgängig und ohne Geräusche?
- Lenkung und Fahrverhalten: Zieht das Auto zur Seite? Vibriert es bei bestimmten Geschwindigkeiten?
- Geräusche: Klappern, Schleifen oder Poltern? Finger weg!
Wichtig: Fahre auch mal auf die Autobahn oder zumindest Landstraße, um das Fahrzeug in verschiedenen Situationen zu testen. Weitere Details findest du in unserer Probefahrt-Checkliste.
Vertrag & Übergabe
Wenn alles passt, fehlt nur noch der saubere Abschluss:
- Kaufvertrag schriftlich festhalten
- Mängel dokumentieren – auch kleinere!
- Zahlung sicher abwickeln (am besten über eine Bank oder in bar bei Übergabe)
- Belege aufbewahren, inkl. Kaufvertrag und Zahlungsnachweis
Tipp: Kläre vorab, ob das Fahrzeug abgemeldet ist. Falls nicht, findest du hier einen Leitfaden zum Thema Auto abmelden.
Checkliste für gängige Mängel bei Gebrauchtwagen
- Bremsen
- Unrunde Bremsscheiben verursachen ein Pulsieren beim Bremsen.
- Ungleichmäßige Bremswirkung kann auf defekte Bremssättel hinweisen.
- Verschleiß an Bremsscheiben und -belägen ist völlig normal – aber teuer, wenn bald ein Wechsel ansteht.
- Fahrwerk & Aufhängung
- Klappernde Geräusche, besonders bei Bodenwellen, deuten auf ausgeschlagene Lager, Stabilisatoren oder Dämpfer hin.
- Unruhiges Lenkverhalten kann an defekten Spurstangen oder Achsgelenken liegen.
- Reifen
- Ungleichmäßig abgefahrene Reifen sind ein Hinweis auf Probleme bei Spur oder Fahrwerk.
- Alte Reifen mit gutem Profil sind trügerisch. Das Herstellungsdatum (DOT) verrät das wahre Alter.
- Motor & Antrieb
- Ölverlust am Motor oder Getriebe.
- Unruhiger Motorlauf (Zündaussetzer, Ruckeln) kann viele Ursachen haben – von der Zündkerze bis zur Steuerkette.
- Kupplung: Rutscht sie oder kommt der Druckpunkt ganz oben? Dann steht evtl. bald ein teurer Austausch an.
- Zahnriemenwechsel: Falls vorgeschrieben, sollte das erledigt sein, sonst droht Motorschaden.
- Karosserie & Lack
- Roststellen, vor allem an Radläufen, Unterboden, Türkanten.
- Unfallschäden: Achte auf Spachtelstellen oder Farbunterschiede.
- Windschutzscheibe: Kleine Steinschläge können reißen.
- Auspuffanlage
- Rost an Auspuff, Schalldämpfer oder Halterungen ist häufig
- Rasselgeräusche können auf lockere Teile oder defekten Katalysator hindeuten.
Tipp: Starte den Motor und halte einen Lappen vor das Auspuffrohr. Wenn die Abgase plötzlich woanders austreten, gibt es sehr wahrscheinlich eine undichte Stelle.
Antworten auf häufige Fragen
Worauf sollte ich beim Autokauf von privat achten?
Beim Kauf eines gebrauchten Fahrzeugs von privat heißt es genau hinschauen! Prüfe zuerst, ob die Fahrgestellnummer mit den Angaben in Fahrzeugbrief und -schein übereinstimmt und ob der Verkaufende auch als Halter oder Halterin eingetragen ist. Ohne diese Basis wird es heikel. Schaue dir außerdem das Scheckheft an. Wurde das Fahrzeug regelmäßig gewartet? Liegen TÜV-Bericht und Rechnungen vor? Mach auf jeden Fall eine Probefahrt und teste dabei auch Elektronik, Bremsen und Fahrverhalten. Wichtig: Der Kauf sollte immer schriftlich mit einem ordentlichen Vertrag festgehalten werden.
Wann sollte man am besten einen Gebrauchtwagen kaufen?
Der beste Zeitpunkt für einen Gebrauchtwagenkauf ist meistens Anfang des Jahres, also zwischen Januar und März. In dieser Zeit wollen viele Verkäufer und Verkäuferinnen aufräumen, Platz schaffen oder ihren „alten“ Gebrauchten noch vor Frühjahrsbeginn loswerden. Auch das Monatsende oder das Quartalsende kann ein guter Moment sein: Manche Händler und Privatleute sind dann besonders verhandlungsbereit. Vermeide möglichst die Sommermonate und Ferienzeiten. Da steigt die Nachfrage, besonders nach günstigen oder urlaubstauglichen Gebrauchtwagen, und die Preise ziehen an.
Welche Gebrauchtwagen sind zuverlässig bis 3.000 Euro?
In der Preisklasse zählt Zustand mehr als Marke. Trotzdem gibt es ein paar Klassiker, die oft gut durchhalten:
- Honda Jazz – zuverlässig und überraschend geräumig
- Ford Fiesta oder Focus – oft unterschätzt, aber robust
- Toyota Yaris (Baujahr um 2005–2010) – wenig Ärger, gute Ersatzteillage
- VW Polo (ältere Baujahre) – beliebt, aber auf Rost und Kupplung achten
- Opel Corsa (ab D-Modell) – günstig in Reparatur und Steuer
Wichtig: Immer Einzelfahrzeug überprüfen – nicht jeder „gute Ruf“ schützt vor einem schlechten Pflegezustand oder Unfallschäden.
Kann man vom Kauf beim Händler zurücktreten?
Grundsätzlich gilt: Einmal gekauft ist gekauft. Aber es gibt Ausnahmen. Hast du das Fahrzeug online oder außerhalb der Geschäftsräume des Händlers gekauft (z. B. bei dir zu Hause oder auf einem Parkplatz), hast du ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Wurden dir Mängel verschwiegen oder hat der Händler bewusst falsche Angaben gemacht, kannst du unter Umständen vom Gebrauchtwagenkauf zurücktreten. Das musst du dann aber auch beweisen. Wenn dir der Gebrauchtwagen einfach nur nicht mehr gefällt oder du es dir anders überlegt hast, kannst du ihn leider nicht so einfach zurückgeben. Deshalb: vorher genau prüfen, nachfragen und nichts überstürzen.
Kann man Gebrauchtwagen auf Raten kaufen?
Ja, viele Händler bieten eine Finanzierung an. Meist in Zusammenarbeit mit einer Bank. Das bedeutet: Du zahlst das Fahrzeug in monatlichen Raten ab, statt alles auf einmal. Dabei lohnt es sich aber, genau hinzuschauen. Wie hoch sind die Zinsen? Gibt es versteckte Gebühren? Ist eine Sondertilgung möglich? Beim Privatverkauf sieht es anders aus: Ratenkauf ist hier die Ausnahme und mit Vorsicht zu genießen. Rechtlich gibt es da wenig Sicherheit für beide Seiten. Wenn du also auf Raten kaufen möchtest, bist du bei einem seriösen Händler meist besser aufgehoben.